Gerhardi-Insolvenz: Erhalt der Arbeitsplätze höchste Priorität

26.11.2024 | Die Firma Gerhardi Kunststofftechnik mit Sitz in Lüdenscheid und den deutschen Werken in Ibbenbüren und Altena-Rosmart hat Insolvenz angemeldet. Hierzu nimmt Kevin Dewald, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall und zuständiger Ansprechpartner für die Firma Gerhardi, wie folgt Stellung:

„Die Nachricht betrifft viele Beschäftigte und damit auch viele Familien in unserer Region. Über viele Jahre haben wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen im Betrieb durch firmenbezogene Tarifverträge mit dem Arbeitgeberverband dafür gesorgt, dass die Beschäftigung gesichert ist und sogar ausgebaut werden konnte. Die Arbeitnehmerseite hat über viele Jahre Beiträge geleistet, damit zum Beispiel das moderne Produktionswerk in Altena-Rosmart errichtet werden konnte. 

Wir werden nun alle Kraft aufwenden, um das Traditionsunternehmen, wie wir es für unsere Region kennen, erhalten zu können. Höchste Priorität hat hier der Erhalt der Arbeitsplätze. In den kommenden Tagen werden wir mit dem Betriebsrat und unseren Mitgliedern über das weitere Vorgehen beraten. Hier gilt es auch, abzuwarten, welche Vorstellungen der Insolvenzverwalter und die Gläubiger haben. 

Das Insolvenzrecht begrenzt an manchen Stellen den Handlungsspielraum bei Sozialplänen, so zum Beispiel können Abfindungen gedeckelt werden. Diese Beschränkungen gelten nicht, wenn die Gewerkschaft zum Beispiel einen Sozialtarifvertrag aushandelt, hier sind sogar Warnstreiks zulässig. Über alle Handlungsoptionen werden wir mit unseren Mitgliedern diskutieren.“ 

Fabian Ferber, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Märkischer Kreis, ergänzt: „In diesen Tagen zeigt sich, wie dringend unsere Region auf Unterstützung angewiesen ist. Südwestfalen ist die Werkbank der Nation. Sie darf nicht das größte Industrie-Freilichtmuseum der Welt werden. Es werden weitere Betriebe mit Insolvenz oder Massenkündigungen folgen, wenn nicht dringend an den Kurzarbeitergeld-Regelungen zum Beispiel gearbeitet wird. Hier sollte vor der Vertrauensfrage dringend noch einmal im Bundestag beraten werden. 

Aber auch die Automobil-Hersteller tragen für diese Entwicklung Verantwortung: Sie sind es, die eine verfehlte Modellpolitik vorangetrieben haben. Sie sind es, die teilweise um Jahre verzögert erst für die gelieferte Ware oder Dienstleistungen den Preis an die Zulieferer unserer Region zahlen. Ebenfalls stellen wir fest, dass innerhalb weniger Tage große Aufträge storniert werden – ohne dass es Entschädigungen für den Ausfall gibt. Die Unternehmen, die fast ausschließlich für die Autoindustrie zuliefern, müssen sich umstellen. Hier erleben wir, dass Banken sich sehr zurückhalten zeigen, wenn diese Unternehmen sich für die Zukunft aufstellen. Wir stellen also fest: Politik, Autokonzerne, aber auch Banken müssen umdenken – ansonsten wird es böse für unsere Region.“

Von: jl

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