Mehr als 10.000 Menschen verarbeiten Stahl im MK

Diskussion um Stahlstandort Duisburg: Große Gefahr auch für den Märkischen Kreis

30.04.2024 | „Der Märkische Kreis scheint vordergründig nicht betroffen zu sein von den Diskussionen insbesondere um die Zukunft des Stahlstandorts Duisburg. Dieser erste Blick ist gefährlich und liegt darin begründet, dass hier bei uns kein Stahl produziert wird. Auf den zweiten Blick wird die Gefahr klar: Kein Werkstoff wird in unseren Industriebetrieben häufiger verarbeitet als Stahl. Mehr als 10.000 Menschen ziehen, gießen, schmieden, stanzen und walzen ihn hier. Auch wenn er auch aus anderen Orten als Duisburg zugeliefert wird: Sicher ist die Stahlverarbeitung nur, wenn die Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa abgesichert ist. Insofern gilt für uns: Was für Duisburg entschieden wird, wird in der Folge auch uns treffen."

Die IG Metall hat für den 30. April zu einer kurzfristigen Demonstration im Zuge der Diskussion über die Zukunftspläne von Thyssenkrupp aufgerufen, wo unter anderem eine Reduzierung der Stahlproduktion und Stellenabbau zur Debatte stehen. Hierzu erklärt Fabian Ferber, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Märkischer Kreis:

„Der Märkische Kreis scheint vordergründig nicht betroffen zu sein von den Diskussionen insbesondere um die Zukunft des Stahlstandorts Duisburg. Dieser erste Blick ist gefährlich und liegt darin begründet, dass hier bei uns kein Stahl produziert wird. Auf den zweiten Blick wird die Gefahr klar: Kein Werkstoff wird in unseren Industriebetrieben häufiger verarbeitet als Stahl. Mehr als 10.000 Menschen ziehen, gießen, schmieden, stanzen und walzen ihn hier. Auch wenn er auch aus anderen Orten als Duisburg zugeliefert wird: Sicher ist die Stahlverarbeitung nur, wenn die Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa abgesichert ist. Insofern gilt für uns: Was für Duisburg entschieden wird, wird in der Folge auch uns treffen.

Die Erfahrung aus anderen Bereichen zeigt: Dort, wo die ersten Glieder der Wertschöpfungskette verlagert wurden, sind die folgenden Prozesse später auch verlagert worden. Viele heimische Automobilzulieferer fertigen viele Produkte, mit denen sie die Autohersteller direkt beliefern, deswegen schon längst nicht mehr an ihren heimischen Standorten. Insgesamt zeigt sich, dass diese Prozesse viele Unternehmen der Region doppelt treffen: Der Kostendruck der Automobilhersteller auf der einen Seite und der Wegfall der heimischen Vorproduktion in der Wertschöpfungskette auf der anderen Seite bringen sie in eine unangenehme ‚Sandwich-Position‘.

Eine ähnliche Diskussion werden wir auch im Kunststoff-Bereich erleben. Wenn die großen Chemie-Unternehmen zumindest Teile der Produktion aus Deutschland abziehen werden, wird in der Folge auch ein Wegfall von Arbeitsplätzen in der Kunststoff-Verarbeitung wahrscheinlich. Auch in diesem Bereich haben wir viele Jobs in unserer Region. Es droht dabei nicht nur ein Wegfall von gut bezahlten Jobs in der Industrie: Deutschland und Europa werden noch abhängiger von anderen. Insbesondere steigt die Abhängigkeit von Ländern, in denen Demokratie und Freiheit weniger eine Rolle spielen. Wir haben in den letzten Jahren erlebt, wie wichtig funktionierende Liefer- und Wertschöpfungsketten sind.

Es ist an der Zeit, dass Politik und Wirtschaft dafür sorgen, dass die Abhängigkeit von anderen Regionen abnimmt. Hierfür müssen politisch die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Die US-Regierung macht es vor: Wir müssen mit Investitionen mehr Raum für Industrie schaffen und nicht durch Kaputtsparen die Deindustrialisierung befördern. Dazu gehört auch, dass Stahl- und Chemieindustrie abgesichert werden. Dazu gehören wettbewerbsfähige Energiekosten. Hier muss der Bundeskanzler die Richtung weisen. Aber auch das Land NRW steht in der Pflicht, der Verzicht auf eine Beteiligung an Thyssenkrupp hat die jetzige Diskussion auch verursacht.

Die Wirtschaft muss endlich bereit sein, ihre eigene abzusichern und nicht immer nur die billigste Entscheidung zu treffen. Die Erwartung der Beschäftigten ist groß, es geht um nicht weniger als die Zukunft des Industriestandorts Deutschland und damit auch unserer Industrieregion Südwestfalen.“

Von: ff

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